Magie und Alchemie im Mittelalter

Während des Mittelalters und der Renaissance bis ins 17. Jh. (und darüber hinaus in einigen esoterischen Lehrgebäuden), wurde Ägypten als eines der Heimatländer der Magie, Alchemie und Astrologie betrachtet. Die Kirchenväter des 2. und 3. Jahrhunderts folgten der einfachen Schlußfolgerung, dass alle heidnischen Gottheiten leblose Götzenbilder seien, höchstens von Dämonen bewohnt, und ihre Verehrer daher allesamt üble Zauberer und Kinder des Teufels. Diese Weltsicht machte alle vorchristlichen Kulte und Rituale per se zu eitwas Bösem, auch die mit ihnen in Verbindung stehende sogenannte positive Magie (Heilzauber etc.). Besonders machten sich die Kirchenväter über alle Arten der Astrologie lustig, die der Sonne oder den Bewegungen der Sterne Einfluss auf einzelne Menschenschicksale oder einen ganzen Staat zuschrieb. 'Mizrajim' der Hebräische Name für Ägypten, wurde zur Personifikation des ersten Magiers, der sein Volk mit seiner Kunst verführte und sie lehrte, Götzenbilder von Dämonen herzustellen. Diese Legende wurde in verschiedensten Ausformungen das ganze Mittelalter hindurch weiter getragen, und 'Mizrajim' mit anderen unrühmlichen Figuren der Bibel, wie dem Erbauer des Turms von Babylon, in Beziehung gesetzt. Die altägyptische Bezeichnung 'Khem' für 'Schwarz' (das schwarze, fruchtbare Land) wurde von den christlichen Autoren als Hinweis auf die 'Schwarze Kunst' gesehen, und der Gott Amun als der verfluchte Sohn Noahs, Ham.

Ägyptische Astronomen aus dem "Alexanderroman", 15. Jhd. (British Library, Royal MS 20 B XX, fol. 3r)

Die Figur des Hermes Trismegistos spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle. Aus dem Gewebe negativer Zuschreibungen, mit dem die frühchristlichen und mittelalterlichen Schriftsteller das pharaonische Ägypten bedenken, ragt nur eine Gestalt heraus: Hermes Trismegistos, als größter paganer Zeuge für die christliche Wahrheit.
Schon in pharaonischer Zeit galt Thot als Bringer der Gesetze, der Staatsordnung, des Gottesdienstes und des Tempelbaus. Andere Texte feiern ihn als Autor/Interpret/Überbringer der Göttlichen Schriften, was nicht nur auf Lehrer der Schrift=Hieroglyphen zu verengen ist, sondern einen viel tieferen sakralen, magischen, Götter und Menschen verbindenden Charakter birgt. Die Gleichsetzung mit dem griechischen Hermes beruht auf Entsprechungen von Attributen und ist erstmals im 5. Jh. v. Chr. fassbar. Auch Cicero erwähnt in seinem "De Natura Deorum" Hermes als Schrift- und Gesetzesbringer der Ägypter. Seit der Ptolemäerzeit trug Thot den Beinamen "Trismegistos". Plutarch (46 n. Chr. - ca. 120 n. Chr.) nennt in seinem Werk über Isis und Osiris Thot/Hermes den Begründer der kosmischen Ordnung. Die besondere Beziehung zwischen Thot und der Magie (altägyptisch Heka) sind die gesamte ägyptische Geschichte hindurch belegt und intensivieren sich ab dem Neuen Reich - Thot erhielt den Beinamen "groß an Zauberkraft". Das einem Hermes Trismegistos zugeschriebene sogenannte Corpus Hermeticum, ein Kompendium der Magie, entstand höchstwahrscheinlich erst im 2. oder 3. Jahrhundert. Teile des Corpus sind durch die Auseinandersetzung der Kirchenväter mit ihm bekannt. Nach Clemens von Alexandrien galt Hermes als der Verfasser von 42 "ganz unentbehrlichen" Büchern, von denen 36 die Philosophie der Ägypter enthielten, und die übrigen Traktate über die Heilkunst. Manche mittelalterlichen Autoren erklärten Hermes Trismegistos so zum Zeitgenossen des Moses.

Die Bibel spricht in ihrer Erzählung von Moses und dem Auszug der Israeliten (Exodus 7.11) ebenfalls von "Magiern und Zauberern". In mittelalterlichen Legenden werden diese unter den Namen "Jannes und Jambres" behandelt.

Quellen:

 

Im 17. und 18. Jh.d

Die spätantiken Texte wurden auch in nachmittelalterlicher Zeit weiter genutzt und das Alte Ägypten als Zeuge biblischer Ereignisse und religiöser Wahrheiten heran gezogen. So sah der Jesuitengelehrte Athanasius Kircher im durch spätantike griechische Autoren überlieferten "esoterischen Glaubenssystem" der Alten Ägypter die Katholische Kirche voraus gedeutet. Mit dem Aufkommen deistischer Ideen Ende des 17. Jahrhunderts erhielt das Thema "esoterisches Glaubenssystem", das nur einer kleinen Gruppe Initiierter vorbehalten gewesen sei, eine negative Note: die Priester wurden hier als korrupte Elite wahrgenommen, die aus Eigeninteresse das minderbemittelte Volk täuscht und ausbeutet. Denker der Aufklärung blieben, geprägt von eigenen Auseinandersetzungen mit der Kirche, diesem Denkmuster treu.

 

Im 19. u. 20. Jh.d

Das Bild, das Mittelalter und Renaissance über die altägyptischen Priester als weise Zauberer (und demzufolge negative Charaktere, da die christliche Kirche Magie verdammte) vermittelten, fand Eingang in die frühe Ägyptologie und in die Literatur. Dabei spielen Projektionen aktueller Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Staat in den Gesellschaften der Forscher/Autoren auf die antiken Verhältnisse eine zentrale Rolle. Die Priester als Antagonisten von Moses und das Bestreben protestantischer ägyptologischer Gelehrter wie dem Engländer E. A. Wallis Budge (1857-1934) und dem Amerikaner James Henry Breasted (1865-1935), eine esoterische monotheistische Religion einer initierten wissenden Kaste gegenüber dem, womit "das Volk abgespeist wurde zu konstruieren, sind die Hauptfundamente. Insbesondere in der Amarnazeit mit der religiösen Revolution Echnatons wurde der protestantischen Kampf (Echnaton =Luther) gegen die römische Kirche (Priester des Amun) gesehen.

In Romanen mit altägyptischen Themen finden sich Priester so oft auf der Seite der Antagonisten, intrigieren gegen den amtierenden (wohlwollenden/religiös erleuchteten) Pharao oder haben -mindestens - dubiose Absichten. In seinem Roman "Die letzten Tage von Pompeji", geschrieben 1837, porträtiert Edward Bulwer-Lytton Arbaces, einen arroganten, ehrgeizigen und skrupellosen ägyptischen Priester und 'Jünger des Hermes Trismegistos' als Antagonist. Der polnische Autor Boleslaw Prus zeichnet in seinem Roman "Pharao", 1895, den Machtkampf zwischen Pharao und Amun-Priesterschaft im 11. Jh. v. Chr. nach. Sein Antagonist Her'hor, Hohepriester des Amun, wird als rücksichtsloser Politiker gezeigt, der sein spirituelles Wissen nutzt, um das Volk zu beeinflussen. In "Sinuhe der Ägypter", 1945, erzählt der finnische Autor Mika Waltari das Leben des Arztes Sinuhe vor dem Hintergrund des Kampfes Echnatons gegen die etablierte Religion und Priesterschaft. Die in diesem Roman gezeigten Priester sind mehr oder weniger areligiös; sie glauben nicht an die Götter, denen sie dienen sollten, und nutzen ihre Rituale für politische Zwecke.

Quellen:

 

Gemälde

Altägyptische Szenen stellten neben denen der zeitgenössischen arabischen Welt ein beliebtes Thema der Orientalisten im 19. Jh. dar.

"Apis-Prozession" von Frederich Arthur Bridgman, 1874

"Mumienbegräbnis" von Frederich Arthur Bridgman, um 1877

"Begräbnis einer Katze mit Opfer an Bastet", von John Reinhard Weguelin, 1886

 

Filme

Die meisten Filme mit einem altägyptischen Thema kreisen um drei Hauptszenarien: die Geschichten, die aus der Bibel bekannt sind, insbesondere die Moseslegende; Königin Kleopatra und ihr tragisches Ende, und Horror-Fantasy über wieder erweckte, mordende Mumien. Über die tatsächliche Kultur und Religion des Alten Ägypten kann so gut wie nichts in Erfahrung gebracht werden, im Gegenteil. In den meisten Fällen sind nicht einmal die Namen der 'altägyptischen' Charaktere altägyptisch, sondern arabisch. Die dargestellten Rituale zentrieren sich auf Schwarze Magie, Flüche, Orgien und Menschenopfer. Wenn überhaupt Priester unter den bedeutenderen Charakteren der Geschichte auftauchen, werden sie oft als böse, machthungrig und gegen-die-Krone-arbeitend porträtiert.

Andererseits geben diese Filme einen hervorragenden Einblick in unsere moderne Popcorn-Kultur! Einige machen einfach nur viel Spaß (vielleicht auch unfreiwillig) beim Anschauen, und einige wecken trotz allem das Interesse eines weiteren Publikums am tatsächlichen Alten Ägypten! Die folgenden Filme sind eine kleine Auswahl des Genres: (benutzt wurden Informationen von: http//:www.ancientegyptfilmsite.nl)

 

Die Mumie (The Mummy)
USA, 1932
Boris Karloff, Zita Johann, David Manners
Regie: Karl Freund

1921 entdeckt eine Expedition des Britischen Museums die Mumie des altägyptischen Prinzen Imhotep, der wegen eines Sakrilegs lebendig begraben worden war. In seinem Grab findet man auch die Papyrusrolle des Toth, mit der Tote wieder zum Leben erweckt werden können. Ein ahnungsloses Expeditionsmitglied liest den Text und erweckt so Imhotep. Jahre später ist der Wiedererweckte auf der Jagd nach der Rolle des Toth, um auch seine verstorbene Geliebte wiedererwecken zu können. Um seine Pläne in die Tat umsetzen zu können, braucht er außerdem eine Frau, in deren Körper die Seele der wiedererweckten Geliebten einziehen soll. Der Film setzte das gesamte Mumien-Genre in Bewegung, wurde aber inhaltlich kaum wieder erreicht.

 

The Mummy's Hand
USA, 1940
Tom Tyler, Dick Foran, Wallace Ford, George Zucco, Peggy Moran
Regie: Christy Cabanne

Mithilfe eines exzentrischen Magiers und seiner schönen Tochter ist ein amerikanischer Archäologe unterwegs, die bisher verborgene Grabstätte der altägyptischen Prinzessin Ananka zu finden. Zufällig stoßen sie aber zuerst auf das Grab des verfluchten Kharis. Ein ägyptischer Priester, der gelobt hatte, die Mumie der Prinzessin zu bewachen, übernimmt die Kontrolle über den wiedererweckten Kharis und beginnt, die Mitglieder der Expedition mittels einer giftigen Flüssigkeit zu eliminieren.

 

The Mummy's Ghost
USA, 1944
Lon Chaney Jr., John Carradine, Ramsay Ames, George Zucco, Robert Lowery
Regie: Reginald LeBorg

Nachfolger von "The Mummy's hand". Ein altägyptischer Hohepriester reist nach Amerika, um die Mumien der Prinzessin Ananka und ihres Wächters Kharis zurück zu holen. Nachdem er erfährt, dass Anankas Seele in einem anderen Körper wiedergeboren wurde, entführt er eine junge Frau, die als Wiedergeburt der Prinzessin gilt. Allerdings lassen die Gelüste des Priesters ihn die Kontrolle über Kharis' Mumie verlieren. - Zwar sind einige ägyptische Götter wie Isis und Osiris korrekt genannt, das Dekor im Tempel am Anfang sieht aber eher aztekisch aus...

 

Sinuhe, der Ägypter (The Egyptian)
USA, 1954

Michael Wilding, Jean Simmons, Victor Mature, Bella Darvi
Regie: Michael Curtiz

Der Film basiert auf dem Roman "Sinuhe Egyptiläinen" des finnischen Autors Mika Waltari. Die Sinuhegeschichte ist eine authentische altägyptische Erzählung. Allerdings kombiniert sie Waltari mit den Ereignissen unter der Regierung von Echnaton. Sinuhe, ein armer Waisenjunge, wird ein berühmter Arzt und tritt gemeinsam mit seinem Freund Horemheb in den Dienst Pharao Echnatons. Sinuhes persönliche Erfolge und Tragödien werden in den Hintergrund der turbulenten Ereignisse von Echnatons Religionsreform und seinen Kampf gegen die traditionelle dekadente Priesterschaft eingewoben.

 

Die zehn Gebote (The ten commandments)

USA, 1956

Regie: Cecil B. DeMille

Der Film erzählt die Geschichte des Moses mit dem Exodus im Zentrum. Ägyptische Priester tauchen hier getreu der biblischen Tradition als halsstarrige bis übelwollende Begleiter des Pharao auf.

 

Die Mumie (The Mummy)
UK, 1959
Christopher Lee, Peter Cushing
Regie: Terence Fisher

Neuauflage von "The Mummy's Hand", aber diesmal treibt der wiedererweckte Kharis sein Unwesen im viktorianischen England, um die gestörte Totenruhe der Hohenpriesterin Ananka zu rächen. Für ägyptologische Beratung fehlte offenbar das Geld: es ist von einem Gott namens "Karnak" die Rede, dem Menschen geopfert werden und der als nicht identifizierbares Tier in Mumiengestalt dargestellt wird.

 

Pharao - Die dunkle Macht der Sphinx (Faraon)
Polen, 1966
Jerzy Zelnik, Barbara Brylska, Piotr Pawlowski
Regie: Jerzy Kawalerowicz

Endlich ein mehr an der tatsächlichen Geschichte und Kultur orientierter Film, gedreht in Ägypten! Er basiert auf dem Roman des polnischen Autors Boleslaw Prus, erschienen 1897. Der bekannte polnische Ägyptologe Prof. Kazimierz Michalowski und der ägyptische Filmemacher Chadi Abdelsalam standen als Berater der Produktion zur Seite. Erzählt wird die Geschichte des Endes der 20. Dynastie, während der Ägyptens Macht schwindet und fremde Eindringlinge die Grenzen bedrohen. Die Herrschergewalt des Pharao ist geschwächt durch interne Kämpfe und wachsende Macht und Reichtum der Hohenpriester und Tempel. Bald findet sich Kronprinz Ramses in einem tödlichen Konflikt mit den Priestern.

 

La Venganza de la Momia
Spanien, 1973
Jacinto Molina, Jack Taylor, María Silva
Regie: Carlos Aured

Die Mumie Pharao Amenhoteps wird von einem modernen Hohepriester zum Leben erweckt und beginnt ein neues Leben unter dem Namen Assad Bey im viktorianischen London. Um Unsterblichkeit zu erlangen, entführt er Jungfrauen für blutige Opferrituale. Das ist die spanische Version von "Die Mumie" (1932). Die Alten Ägypter sind in dieser Fassung bösartige Sadisten, deren Religion daraus besteht, Blut zu trinken und Folterungen zu beobachten.

 

Die Mumie (The Mummy)
USA, 1999
Brendan Fraser, Rachel Weisz, John Hannah, Arnold Vosloo
Regie: Stephen Sommers

Im Alten Ägypten wird Hohepriester Imhotep wegen seiner verbotenen Beziehung zur Mätresse des Pharao und dem Mord an Letzterem lebendig begraben und mit einem üblen Fluch belegt. 3000 Jahre später findet ein Team von sorglosen und gierigen Abenteurern aus Amerika und England die Grabstätte der gefährlichen untoten Kreatur und löst den Fluch aus. Imhotep erwacht und versucht, seine Geliebte Ancksunamun ebenfalls ins Leben zurück zu rufen, wozu er die gestohlenen Kanopenkrüge benötigt und diverse Menschenopfer. Der Abenteurer Rick O'Connel und die Bibliothekarin mit ägyptischer Abstammung Evelyn Carnahan versuchen ihn zu stoppen, gemeinsam mit der Garde, die seit Jahrhunterten Imhoteps Unruhestätte bewacht, den Medjai. Ein Remake des Mumienfilms von 1932 ist dies nicht allein, es sind auch visuelle Elemente der Adaption von 1959 und der 'Kharis'-Serie sind deutlich zu entdecken.


Die Rückkehr der Mumie (The Mummy Returns)
USA, 2001
Brendan Fraser, Rachel Weisz, Arnold Vosloo, John Hannah, Patricia Velazquez, The Rock, Oded Fehr
Regie: Stephen Sommers

Sequel von "Die Mumie" (1999). Einige Kultisten und ein korrupter Museumskurator erwecken den verfluchten Imhotep erneut, damit er für sie die mythische Armee des Skorpionenkönigs unter Kontrolle bringt und für sie die Welt erobert. Rick O'Connel, seine jetzige Frau Evelyn und die Medjai müssen ihren von Imhotep nach Ägypten entführten Sohn retten und die Welt. Neben Imhotep selbst rasen eine ganze Menge wiedererweckter Mumien durch den Film.

 

Legion of the Dead
USA, 2005
TV-serie Paul Bales
Bruce Boxleitner, Zach Galligan,Claudia Lynx

Eine Gruppe Studenten entdeckt ein altägyptisches Grab in Südkalifornien. Der herbei gerufene Ägyptologe entdeckt, dass es die sterblichen Überreste der bösen Priesterin Aneh-Tet enthält und erweckt sie unbeabsichtigt zum Leben. Anschließend erweckt sie eine Armee von Untoten, um die Prophezeiung zu erfüllen, die ihr Macht über die Toten und Lebenden verspricht.